Dieser kleine Wortschatz anthroposophischer Verständigungskunst ist teils ein Auszug aus dem Büchlein Hügelhochdeutsch, teils wurde er von dessen Autor Wolfgang Sievers exklusiv für Waldorfbazar verfasst.
Für die freundliche Genehmigung des Abdrucks sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt!
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Abbe Ecken
Markenzeichen anthroposophischer Baukunst im Steiner-Designer-Stil: zeitlos schräg.[/green_box]
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Anthroposophie
Lehre Rudolf Steiners, wie der Mensch gemeint sein müsse. Nach seinen Angaben wissen es die Götter.[/green_box]
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Astralleib
Unheilvoller anthroposophischer Seelenort, an dem geistiges Streben in tierische Begierden verwandelt wird. Heilsam ist nur, wenn selbstlose Tätigkeit bei geringster Vergütung zu pflanzenhafter Anspruchslosigkeit führt.[/green_box]
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Ätherleib
Durch Eurythmie-Ausbildung zu erwerbender imaginärer Körper pflanzlicher Natur. Auch obskures Objekt anthroposophischen Medizinwesens.[/green_box]
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Basar
Vorweihnachtliches Angebot von Bastelwerk zur öffentlichen Erregung der Spendenbereitschaft auch minder bemittelter Waldorfeltern.[/green_box]
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Bequemlichkeit
Von Anthroposophen leidenschaftlich bei anderen bekämpfte Eigenschaft.[/green_box]
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Biologisch-Dynamisch
Eigenschaftsmerkmal von Menschen, die ohne Aufnahme künstlichen Bildungsdüngers allein unter Zutat von Steiner-Präparaten auf eigenem Mist gedeihen.
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Bund der Freien Waldorfschulen
Beengungsgürtel um das geistige Kleid freier Bildungseinrichtungen.
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Christengemeinschaft
Noch an den Glauben gebundener Zusammenhalt von Anthroposophen mit geringer oder fehlender selbständiger Geisteserkenntnis (Art Novizenstatus; oft lebenslänglich).
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Doktor
»Herr Doktor!« – An Dr. phil. Steiner gerichteter Verzückungshilferuf geistespflegebedürftiger älterer Damen.
»Der Doktor hat gesagt…« – Informationszuckerli beim Kaffeeklatsch.
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Drache
Abschreckendes Realsymbol für die unbehauene Triebnatur der nicht durch die michaelische Schwert-Schule gegangenen Seele. Leitende Autoritäten anthroposophischer Einrichtungen nehmen in Selbstaufopferung gelegentlich dessen Erscheinungsform an.
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Dreigliederung
Steinersches Einteilungsschema, angewendet auf alle für ihn nicht anders zu verstehenden Phänomene (Pflanze, Mensch, sozialer Organismus, Hierarchien der Engel, Trinität u.v.m.). – Psychologisch erklärbar aus dem Umstand, dass Steiner als Kind seine Eltern mit zwei Geschwistern teilen musste.
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Enthusiasmus
Anfängerverhalten, das mit Routine unterdrückt wird.
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Entwickelung
Steiners letzte Hoffnung für die ihm anhängenden Menschen.
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Eurythmie
Untänzerisch-bewegter Ausdruck des gesammelten anthroposophischen Weltverständnisses. Objektive Kopfhaltung und entrückte Aufrichtekraft kontrastieren mit farbig verbrämter Verschleierung des eigenen Willens. Auch bei Einbeziehung von Worten oder Musik ist eine irgendwie geartete Aussage nicht immer befriedigend zu überprüfen.
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Freiheit
Traditioneller philosophisch-anthroposophischer Begriff aus Pionierzeiten (1894), zur Erinnerung an Rudolf Steiner gelegentlich zitiert.
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GA
Zusammenfassendes Kürzel für alles, was Steiner gesagt hat (Herkunft zweifelhaft; evtl. von Gegen-Argument bzw. »Gut. Aber Steiner hat gesagt…« — Mit nachfolgender Zahlenangabe: »Steiner hat zum soundsovielten Male gesagt…«
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Gegner
An Zahl wachsende, oft verkannte Förderer der anthroposophischen Sache.
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Geist
Was jeder bei sich sucht, weil er es im anderen nicht vermutet. Unter Anthroposophen gern mittels Steiner-Sentenzen beschworen, die man selbst erst noch glauben lernen können möchte.
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Globuli
Auf der Zunge zergehende Liebesperlen waldorfschulmedizinischer Zuwendung.
Placebos, die den Glauben an Rudolf Steiner stärken helfen sollen.
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Globuli Believer
Anhänger der weltweiten Globulisierungsbewegung; homöopathischer Hoffnungsträger.
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Humor
Fremdwort
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Ich
Nicht man selbst: der Anthroposoph in einem.
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Ideal
Glaube, dass der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft im Besitz der Wahrheit ist und nicht versäumt hat, diese in einem Schweizer Bankschließfach zu deponieren.
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Imagination
Innere Bilderzeugung durch längeres geduldiges Betrachten des Fernsehgeräts, ohne anzuschalten.
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Info3
Dreigliedriges Publikationsorgan: fußt karmisch in Frankfurt; steigt zu Kopf in Dornach; kriegt Wind, wo Geist ist.
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Initiative
Was von den einen freudig ergriffen, häufig von anderen abgewürgt wird. Begründet in gegensätzlichen karmischen Strömungen.
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Inspiration
Einatmung Goetheanum-interner Atmosphäre — bis man nur noch das Freie erreichen möchte.
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Intuition
Aus gesellschaftlicher Übung blitzartig zu fällendes Vorurteil.
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Kaspar Hauser
Unglückliches Lieblingskind anthroposophischer Welterlösungsmythen; auch heilpädagogischer Idealfall.
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Leibfrei
Ideell angestrebter Zustand bei Eurythmie.
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Menschenkunde
Steinersche Theorie zur Überwindung anthroposophischer Fremdenfeindlichkeit; stieß auf so großes Interesse, dass mehr Zeit auf das Verstehen des Buches als das von Menschen verwendet wird.
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Ruhendes Mitglied
Für Beitrag und Spenden gestorbener Anthroposoph bzw. Karteileiche (Karteiätherleib, Karteiastralleib und Ich-Kartei sind bereits ausgetreten).
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Mondknoten
Romantische Liebesverwirrung, die mit achtzehnzweidrittel Jahren zum ersten Mal (kosmosophisch bedingt) auftreten kann.
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Motiv
Handlungsursache; nie aus diesem Leben.
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Mysterium
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit in der Dornacher Vorstandsetage.
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Oberuferer Weihnachtsspiele
Sammelbegriff für ausufernde Volkstümelei theaterversessener Waldorflehrer im Advent.
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Parzifal
Trostfigur anthroposophischer Geistessucher, namentlich für alle, die noch unterhalb des Dornacher Hügels stehen (altfranz. »Per ce val« = »Dring durchs Tal«).
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Philosophie der Freiheit
Frühschrift des (unverheirateten) Rudolf Steiner, die dem abendländischen Denken ein Ende setzt, um nur noch das Denken selbst zu beobachten. Überforderung vieler Anthroposophen, zwischen Freiheit und Geistesabwesenheit zu unterscheiden.
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Phrasenmonster
Elementares Geisteswesen, das Anthroposophen auf der Zunge sitzt.
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Physischer Leib
Einziges Glied, mit dem sich Anthroposophen von Engeln unterscheiden lassen. Speziell von EurythmistInnen abgelehnter Erzeuger der Schwerkraft; erweist sich oftmals auch nachgiebig gegenüber Begierden des Astralleibs.
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Politik
Okkulte interne Funktionärsströmung; erzeugt höchstmögliche Unwirksamkeit der Anthroposophischen Gesellschaft nach außen.
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Rechtsleben
Zwischenmenschlich gepflegter Austausch von Steiner-Standpunkten zu dem Zweck, allein rechtzuhaben.
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Rudi
1. Spitzname der Waldorfjugend für das Idol ihrer Lehrer.
2. Nur von Mund zu Ohr überlieferter Kosename Marie Steiners für ihren Gatten (von Ita Wegman lanciert?).
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Großer Saal
Bezeichnung für den ständigen Sitz der anthroposophischen Gruppenseele (im Goetheanum).
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Schlaf
Leibfreier Erbauungszustand während oder nach Steiner-Lektüre; in gesellschaftlichem Rahmen auch bei Zweigvorträgen.
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Schulungsweg
Marsch durch die anthroposophischen Institutionen. Zwei Schritte vor, drei zurück.
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Schwelle
Eigene Beschränktheit, über die man an der Tür zur geistigen Welt stolpert.
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Sexualität
Was Anthroposophen schon immer vor allem wissen wollen, aber bei Steiner nicht finden können.
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Sinnlichkeit
Anthroposophisch meist in Form von Berührungsangst.
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Soziales Urphänomen
Gegenseitiger Einschläferungsversuch zweier sich begegnender Menschen, bei dem jeder sich wachhält, indem er dem anderen nicht zuhört.
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Spekulation
Hypothesenbildung auf nicht-anthroposophischen Geistesgrund und –boden.
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Spende
Materiell geforderter Nachweis eines seiner selbst bewussten Menschentums.
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Sympathie
Streng rationierte milde Gabe einer Anthroposeele.
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Tagung
Sinnvollste Ausfüllung eines anthroposophischen Tages.
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Die vier Temperamente
Beliebtes Brettspiel im inneren und äußeren Stirnbereich anthroposophischer Pädagogen; nach bewährtem Bewertungsmuster: naschender-Schmetterling-gleich / Stier-vor-rotem-Tuch-haft / Ochs-vorm-Berge-artig / welkendes-Röschen-mäßig.
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Tischspruch
Geschmacksverstärker für anthroposophische Mahlzeiten. (Immaterielle Form von Maggi.)
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Verhüterli (übersinnliche Form)
Inhalt eines Buchdeckels mit beliebiger GA-Nummer an kritischen Tagen ca. 15-30 Minuten als Bettlektüre strikt über dem Bauch gehalten.
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Versteinerung
Von Anthroposophen ausgeübte Kunst der Verwertung Steinerschen Gedankenguts. — Ausgleichendes Gegengewicht zur unsichtbar gebliebenen Kunst der Eurythmie.
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Vortrag
Mit auswendig angelesenem Inhalt sich blähende Form geistesbedürftigen Redezwangs aus Steiner-Nachahmungstrieb.
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Wahrheit
Was jeder Anthroposoph selber erfahren sollte, aber sich lieber vorher sagen lässt.
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Waldorfschule
1919 zu Werbezwecken unter Verwendung eines Namensteils ihrer Sponsorfirma durch Rudolf Steiner begründete Bildungs- und Erziehungsversuchsanstalt. Erstmalige Koedukation der vier Temperamente von Kindern aus dem Milieu der tabakverarbeitenden Industrie. — Trotz inzwischen weltweiter Verbreitung der Erfolgsidee wird eine zeitgemäße Sponsorenschaft neuerer die anthroposophische Gesundheit gefährdender Firmen wie McDonald’s oder Coca Cola bisher abgelehnt.
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Waldorflehrer
Abbauprozessen unterliegende Autorität; Aschegestalt nach 8 Jahren (Burn-out-Syndrom).
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Widersacher
Anthroposophisch orientierter innerer Schweinehund.
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Wirtschaftsleben
Durch Spenden und Unterbezahlung florierende Basis anthroposophischer Arbeit.
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